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CTH 424.2

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 424.2 (INTR 2016-08-02)

Ritual gegen eine aus dem Feindesland stammende oder in einem Bezirk ausbrechende Seuche (CTH 424.2)

Textzeugnisse

A

KUB 41.17 Vs. II 1'-17'

Bo 2327

+ Bo 2479

B

KBo 22.121 Vs. I 1-16

Bo 69/962

Literatur

Souček V. 1963c, 169-170; Monte G.F. del 1995c, 178-182; Bawanypeck D. 2005a, 246-247; Groddek D. 2008c, 112-113; Dardano P. 2006a, 146; Weeden M. 2011a, 182.

Editionsgeschichte und Inhaltsübersicht

CTH 424.2 ist ein kleines Ritual, das auf uns in zwei Exemplaren gekommen ist. Exemplar A ist auf der Sammeltafel KUB 41.17+ enthalten, die noch vier weitere Seuchenrituale aufweist1. Auch Exemplar B (KBo 22.121) ist das Fragment einer Sammeltafel, auch wenn es nicht möglich ist, andere (Seuchen?-)Rituale zu identifizieren.

Das Ritual wurde erstmals von Souček V. 1963c, 169-170 bearbeitet. Er kannte nicht das Duplikat KBo 22.121 und nahm deshalb an, dass KUB 41.17 Vs. II 1'-17' die Fortsetzung des in Vs. I erhaltenen Rituals (CTH 424.1) war. Monte G.F. del 1995c, 178-180 hat eine neue, durch das Duplikat KBo 22.121 verbesserte Edition des Rituals vorgelegt. Er hatte bereits erkannt, dass KUB 41.17 Vs. II 1'-17' ein gesondertes Ritual darstellt.

Das Ritual ist wahrscheinlich in dem Tafelkatalog KUB 30.51++ Rs. IV 14-15 (CTH 277.4.A) erwähnt2. Es zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit KBo 42.13 Vs., das wahrscheinlich ein weiteres Fragment eines Tafelkataloges und evtl. Duplikat zu KUB 30.51++3 ist. Dank des Vergleichs mit diesen beiden Tafelkatalogen ist klar, dass das Wort am Anfang von KBo 22.121 Vs. I 2' nicht als UR]U-ri (Monte G.F. del 1995c, 177), sondern als iš-du-wa-]⌈a⌉-ri wie von Dardano P. 2006a, 146 und Groddek D. 2008c, 112-113 vorgeschlagen – zu ergänzen ist. Infolgedessen ist die Vermutung von Monte G.F. del 1995c, 177, der CTH 424.2 als “rituale arzawita contro una morìa da un paese straniero e contro una morìa in una città o in un distretto” bezeichnet, nur teilweise nachvollziehbar. Denn das Ritual wirkt nur einer Seuche entgegen, die aus dem Feindesland stammt oder in einem Bezirk ausbricht. Es hat mit einer Seuche in der Stadt nichts zu tun. Das lässt sich auch aus dem zweigeteilten Verlauf des Rituals schließen:

Kolon 6 bis 14 beschreiben die Prozedur im Fall einer Seuche, die aus dem Feindesland stammt.

Kolon 15 bis 22 beschreiben die Prozedur im Fall einer Seuche, die in einem Bezirk ausbricht.

Eine in der Stadt ausbrechende Seuche wird nicht erwähnt.

Was den Inhalt betrifft, zeigt CTH 424.2 zahlreiche Ähnlichkeiten mit den anderen Seuchenritualen:

den Gebrauch von farbiger Wolle (das in fast allen Seuchenritualen vorkommt) zusammen mit dem seltenen Verb tapana- (s. das Ritual des Tapalazanauli (CTH 424.1; vgl. KUB 34.74 Vs. I 6-7); das Ritual des Ašḫella (CTH 394; HT 1 Rs. III 9-10), das Ritual des Uḫḫamuwa (CTH 410; HT 1 Vs. II 20), das Ritual des Auguren Dandanku (CTH 425.2; KUB 7.54 Vs. II 11))

die Invokation der Gottheit in kola 10-14 und 19-22 (s. CTH 424.1 und vgl. KBo 64.14 Vs. I 7'-8')

der Ausdruck in Vs. II 8' und 15' ,„Die Gottheit, die die Seuche verursacht hat“, (s. das Ritual von Ašḫella (KUB 9.31 Rs. III 27) und das Ritual des Uḫḫamuwa (HT 1 Vs. II 29))

das Anbinden eines Tieres in kolon 6 und 17 (s. das Ritual von Ašḫella (vgl. KUB 9.31 Rs. III 24-29))4.

© Universität Mainz – Institut für Altertumswissenschaften – Abteilung Altorientalische Philologie 2016

1

Vgl. Monte G.F. del 1995c, 173ff.

2

Vgl. Monte G.F. del 1995c, 178 und Dardano P. 2006a, 132-133.

3

Vgl. Dardano P. 2006a, 132-133, die aber KBo 42.13 nicht als Duplikat zu KUB 30.51++ betrachtet.

4

„Sie binden sie (= die Widder) in der Nacht vor den Zelten an (15) und sprechen dabei folgendermaßen: 'Welche Gottheit sich (her)abwendet, welche Gottheit diese Seuche (auch) verursacht hat, diese Widder habe ich dir jetzt/hier angebunden. (19) Begnüge dich damit!'.“.


Editio ultima: 2016-08-02






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